19.12.2025

Eröffnung des Jubiläumsjahres in Russland

Sr. M. Julia Fabiś
Russland

Vom 4. bis 6. Dezember versammelten sich die Schönstätter Marienschwestern aus Kaliningrad, Moskau und St. Petersburg (Russland), um die Eröffnung des Jubiläumsjahres zum hundertjährigen Bestehen ihrer Gemeinschaft zu feiern.

Die Feierlichkeiten begannen am 4. Dezember in St. Petersburg. Die Heilige Messe wurde in der Pfarrei St. Johannes der Täufer gefeiert und vom Metropoliterzbischof der Erzdiözese Moskau, Erzbischof Paolo Pezzi, geleitet. Zahlreiche Priester sowie Vertreter katholischer Gemeinschaften konzelebrierten. Trotz eines Werktages nahmen viele Pfarrangehörige, Mitglieder der Schönstattbewegung, Bekannte und Freunde an diesem besonderen Ereignis teil. Der Heiligen Messe ging eine Prozession mit einer liturgischen Gedenkkerze voraus. Die Marienschwestern trugen Lilien in ihren Händen.

Zu Beginn der Messe wandten sich die Schwestern an die Anwesenden und betonten die Bedeutung dieses Tages:
„Am 1. Oktober jährte sich zum 99. Mal der Tag, an dem Pater Josef Kentenich und die ersten Schwestern den mutigen Schritt wagten, unsere geistliche Familie zu gründen. Es war eine Entscheidung in schwierigen Zeiten, voller großer Herausforderungen, aber auch getragen von Glauben und Eifer. Pater Kentenich erkannte im Glauben an die göttliche Vorsehung die Zeichen der Zeit und verstand die Bedeutung der Gründung der Schwesternfamilie, die sich dem Charisma der Bewegung widmen sollte, denn die Formung eines neuen Menschen ist ohne die Mitwirkung einer neuen Frau nicht möglich.“

Charismen sind Gaben für unsere Zeit

In seiner Predigt sprach Erzbischof Paolo Pezzi über die Charismen und das Wirken des Heiligen Geistes:
„In jeder Epoche erweckt der Heilige Geist Menschen, um auf Berufungen zu antworten, die absolut außergewöhnlich sein können, und um den Schrei der Menschen zu hören […] Pater Kentenich formte und entwickelte sein Charisma in einer Zeit, in der verschiedene Ideologien das Paradies auf Erden schaffen wollten. Und was waren die Folgen? Sie schufen die Hölle auf Erden. Und was tat der Heilige Geist? Er erweckte eine ganze Reihe von Charismen, die fähig waren, der Tendenz dieser Ideologien entgegenzuwirken. Und wie? Wie wir am Anfang gehört haben: ‚durch die Erziehung eines neuen Menschen‘. Er erzog den Menschen, der aus diesen Ideologien hervorgegangen war und bereits seine Identität verloren hatte.“

Der Erzbischof fuhr fort:
„Man kann nicht sagen, dass die deutschen Konzentrationslager weniger hart waren als andere Gefängnisse, aber selbst in dieser tiefen Isolation verlor er (Pater Kentenich) niemals die Hoffnung oder den Glauben an Gott. Und genau dort begann er, die Seinen zu erziehen. Ein Prozess, der bis heute andauert, denn kein Charisma ist erschöpft, es endet nicht. Jedes Charisma ist ewig. Was bedeutet ewig? Es bedeutet, jenen Tempel im Himmel zu bauen, den niemand zerstören kann. […] Liebe Brüder und Schwestern, das Jubiläum zu feiern bedeutet für uns die Möglichkeit, uns zu erneuern.“

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Eine Feier für die ganze Gemeinschaft

Die Jubiläumsfeier wurde zu einem gemeinsamen Ereignis für die gesamte Pfarrgemeinde. Der Pfarrer, Pater Francisco Teixeira García, zelebrierte diese Messe mit der Intention für die Seligsprechung von Schwester M. Emilie Engel. Am Ende der Feier erhielten alle Teilnehmer ein Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter, begleitet von einem kleinen Rosenkranz, der von den Schwestern gefertigt worden war. Wie Erzbischof Pezzi erklärte, ist dieser Rosenkranz nicht nur ein Erinnerungsstück, sondern auch eine Fortsetzung der Jubiläumsfeier, die uns geistlich im Gebet verbindet.

Nach der Heiligen Messe teilten alle Anwesenden die Freude des Jubiläums bei einem von den Pfarrangehörigen vorbereiteten gemeinsamen Essen. Auf der Jubiläumstorte wurden Kerzen mit der Zahl „100“ ausgeblasen – ein Symbol für das hundertjährige Bestehen.

Die Marienschwestern in Russland hatten sich durch eine neunmonatige Novene auf diesen Moment vorbereitet. Ein Höhepunkt dieses Weges war die Segnung des Symbols des Heiligen Geistes durch Papst Leo XIV. im Vatikan. Am 4. Dezember brachte Erzbischof Paolo Pezzi dieses Symbol schließlich in die Kapelle der Schwestern.

Vertreter der Apostolischen Nuntiatur in der Russischen Föderation

Am Samstag, dem 6. Dezember, wurde das Jubiläumsjahr auch in Moskau in der Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis der seligsten Jungfrau Maria eröffnet. Die Heilige Messe, der Erzbischof Paolo Pezzi vorstand, wurde konzelebriert vom Botschaftsrat der Apostolischen Nuntiatur in der Russischen Föderation, Msgr. Mislav Hodžić, vom Vertreter der Nuntiatur, Pater Igor Chabanov, sowie von weiteren Priestern.

In der Eröffnungsprozession der Heiligen Messe trugen die Schwestern das Bild der MTA – dasselbe, mit dem die ersten Missionarinnen am 13. Oktober 1991 nach Moskau aufgebrochen waren.

In seiner Predigt bezog sich der Erzbischof auf das Bild der Gottesmutter als Quelle der Weisheit und als Beispiel grenzenlosen Vertrauens:
„Weisheit besteht darin, den Willen Gottes zu tun.“
In Erinnerung an Marias „Ja“ bei der Verkündigung sagte er:
„Und plötzlich wird alles lebendig. Denn wenn wir den Willen Gottes tun, beginnen wir zu schaffen, unsere Wege zu ebnen. Und unsere Umkehr und Reue beginnen, Früchte zu tragen.“

Der Erzbischof bemerkte weiter, dass Pater Kentenich selbst in Dachau die Herzen seiner Mitgefangenen mit der Liebe zur Gottesmutter entflammte.

Ein besonderes Gnadenjahr beginnt für die Schwestern

Am Ende der Feier dankten die Schwestern Erzbischof Paolo für die Leitung der Heiligen Messe. Sie überreichten ihm Blumen und ein Geschenk und sagten:
„Der 100. Jahrestag der ‚Geburt‘ unserer Gemeinschaft lässt uns immer wieder staunen über Gottes Pläne und Wirken – trotz menschlicher Schwäche. Gott zu verherrlichen, alles im Herzen zu bewahren und Ihn heute kommen zu lassen: das ist es, was wir von Maria gelernt haben.“

Für alle Teilnehmenden hatten die Schwestern ein Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter vorbereitet, begleitet von einem Weihegebet und einem handgefertigten Taschenrosenkranz.

Die Feier klang mit einer Agape und einem geselligen Beisammensein aus, an dem Mitglieder der Bewegung, Freunde und Gäste teilnahmen. Die Schwestern berichteten weiter über das Charisma und die Geschichte des Instituts und präsentierten zudem einige Lieder, die in der russischen Gemeinschaft komponiert worden waren.

Die Schönstätter Marienschwestern begannen ihren Dienst für die Kirche in Russland im Jahr 1991, zunächst in Moskau, später auch in Kaliningrad und St. Petersburg.