29.06.2020

Fest Peter und Paul

Schw. M. Daniele Ramos

Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! (Mt 16,16)

Heute feiern wir die Apostel Petrus und Paulus. Zwei Ikonen des Evangeliums, Säulen der christlichen Frühkirche; Gründer der ersten apostolischen Gemeinschaft, des ersten apostolischen Bundes, die sich durch den Glauben und die Verkündigung, die Glut und den missionarischen Eifer ausgezeichnete haben, aber auch durch die Treue in der Nachfolge Jesu bis zu den letzten Konsequenzen.

Was sagt uns dieses Fest heute?

Wir könnten unter den verschiedensten Gesichtspunkten antworten. Petrus ist der Erste, der Jesus als den Messias und Sohn Gottes bekennt (Mt 16,16), weshalb er zum Führer der Frühkirche, zum Felsen, auf dem Christus seine Kirche erbaut hat, ernannt wurde.

Paulus, „einer der Größten unter den Großen, die die Bühne dieser Welt schon betreten haben[1]; glühender Missionar, Völkerapostel!

Wenn wir ihre Lebensgeschichten unter einer rein menschlichen Perspektive anschauen, begegnen wir der sichtbaren Zerbrechlichkeit der Kirche Christi: heilig und sündig. Beide haben schwer gesündigt. Der eine hat Jesus öffentlich und feierlich verraten, der andere hat ihn öffentlich verfolgt. Aber „diese sind die auserwählten Männer, denen der Gekreuzigte seine Sendung anvertraut” [2].

Tief erfahrene Begegnung mit Jesus

Die große und fruchtbare Arbeit der beiden Apostel im Dienst der Evangelisierung beruht nicht auf einer geistigen Botschaft, sondern auf einer tief erfahrenen Begegnung mit Jesus, dessen prägende Kraft so stark und lebendig war, dass sie sie zum Radikalismus der Liebe in der Christusnachfolge geführt hat.

Das heutige Fest offenbart einerseits die unendliche Barmherzigkeit Gottes und seine unverdiente Gnadenwahl, andererseits die freie Antwort des Menschen, von der sich Gott aus Liebe abhängig macht.

Der Gerechtigkeitssinn verleitet uns oft dazu, bei der Beurteilung unserer und anderer Menschen Fähigkeiten den Blick auf die empfangene Sendung zu vergessen, dass „Gott große Werke nur durch die Kleinsten vollbringt” (J. Kentenich). Gott erwählt nicht die Fähigsten, sondern die, die bereit sind, sich ergänzen zu lassen, damit er sie bereichern und befähigen kann. Gott erwählt die, die ER will, und er vertraut jedem die Sendung an, die ER will.

Gott erwählt, die ER will

In einem Brief an Josef Engling, einem Mitglied der Marianischen Kongregation aus der ersten Generation Schönstatts, riet Pater Josef Kentenich: „Du musst zuerst theoretisch und praktisch aus tiefstem Herzen: ‘Ecce Ancilla Domini’ sprechen und erst dann folgt die Jubelhymne: ‘Et exaltavit humiles’“. Denn gerade in der menschlichen Schwäche kann Gott seine Kraft und seine Macht offenbaren (vgl. 2 Kor 12,9).

Man sagt, dass „die Kraft eines Dieners der Kraft seines Glaubens entspricht”, denn „es ist der Glaube, der uns für die Gnade öffnet”[3].

Petrus war der Erste, der den Glauben an Jesus als Sohn Gottes bekannte. Paulus bestätigt denselben Glauben in seiner endgültigen Begegnung mit dem Auferstandenen und seiner radikalen Bekehrung zu Jesus:

„Herr, was willst du, dass ich tue?” (Apg 9, 6).

“Hier sehen wir die Verwirklichung des großen Grundgesetzes des Reiches Gottes. Gott hat große Pläne, voller Barmherzigkeit und Gnade, aber er wird sie nicht erfüllen können, wenn es keine Menschen gibt, die von ganzem Herzen ihr Ja sprechen. Als Gott mit dem Heilsplan begann, hat er ihn von dem Ja der lieben Gottesmutter abhängig gemacht. Fiat mihi secundum Verbum tuum! Erst nachdem dieses frohe Ja gesprochen war, geschieht es: Et Verbum caro factum est! Gott ist Mensch geworden!”(J. Kentenich).

Das heutige Fest lädt uns dazu ein, unsere Liebe zu Christus und seiner Kirche zu erneuern. Petrus, der im Vatikan gefangen genommen und hingerichtet wurde, ist für immer nicht nur mit seinem Grab, sondern auch mit seinem Auftrag dort gegenwärtig. Alle seine Nachfolger bis hin zum heutigen Papst sind „der Fels”, auf dem die Kirche Christi auferbaut ist.

Dilexit Ecclesiam! Ja, wir lieben die Kirche

Trotz der menschlichen Schwächen dieser Kirche bekennt unser Glaube, dass „die Pforten der Hölle sie nicht überwinden werden” (Mt 16,18). Darum wollen wir heute unseren Glauben erneuern. Wir wollen mit unserem Leben die Inschrift auf dem Grab des Gründers des internationalen Schönstattwerks bezeugen: Dilexit Ecclesiam! Ja, wir lieben Christus und die von ihm gegründete und vom Heiligen Geist durch die Nachfolger Petri, sowie durch alle Bischöfe und Priester geleitete Kirche. Wir erkennen an, dass sie alle, wie zu Lebzeiten Jesu, aus der Welt berufen und voller Grenzen sind, aber in der Kraft des Glaubens und der Gnade erwählt sind, die Kirche in die Zukunft zu führen.

Die Kirche lebt, weil Gott ihr Grund ist …

Der Gott-mit-uns, der Gott, der seine Liebe am Kreuz offenbart. Wenn der Jünger diese Liebe Christi in ihrer letzten Konsequenz erfährt, muss er ihm eine gleiche Liebe entgegenbringen: “Ich werde dir folgen, wohin auch immer du gehst (Lk 9,57)”.

Möge der Heilige Geist uns für die Gnade öffnen, entsprechend der Gaben zu leben, die uns in der Taufe geschenkt wurden, und in Freiheit auf die Liebe dessen zu antworten, der uns zuerst geliebt und sich für uns dahingegeben hat: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! (Mt 16,16).

 [1] 29.06.1914 – Pater Josef Kentenich, Unter dem Schutze Mariens.
[2] 17.05.2014 – Ebd.
[3] Cantalamessa, Raniero – Maria, um Espelho para a Igreja, S.48.