20.09.2019

Einladung zur Stille beim Taborheiligtum

Sr. M. Olindina Margot

Zum dritten Mal haben wir einen Einkehrtag für ein breites Publikum in unserem Bewegungshaus beim Taborheiligtum angeboten. Wenn sich die Teilnehmer meldeten, wurden sie in eine WhatsApp-Gruppe mit eingebunden und erhielten Anregungen und Gedanken zur geistigen Vorbereitung dieses Tages. Das Thema war:

„Gebet und Sendung“

Der Einkehrtag fand am 4. August, einem Sonntag, im „Centro Mariano“ in Santa Maria, Brasilien, statt. 60 Teilnehmer nahmen dieses Angebot wahr. Für diejenigen, die schon am Samstag kamen, wurde am Vorabend eine „Tabor-Stunde“ vorbereitet. Geeint mit dem Heiland auf Tabor wie die Apostel, konnten viele in dieser Stunde ihr Herz öffnen für die Stille des nächsten Tages.

Wenn ein Missionar zur Sendung aufbricht, muss er etwas in seinem Gepäck tragen, das ihm auf dem Weg helfen kann. Darum erhielt jeder Teilnehmer zu Beginn des stillen Tages eine Tasche, in der er alles aufbewahren konnte, was er im Laufe des Tages erhielt.

Als erstes wurde er zum Gebet und zur Stille eingeladen, was für einen Gesandten sehr wichtig ist. Obwohl die Stille notwendig ist, kostet sie uns auch etwas, denn das Getriebe und die Geräusche der Welt veranlassen uns dazu, immerzu zu reden. Die Stille erlaubt es uns, die Freude des „Bei-Gott-seins“ zu spüren. Dann können wir wie Moses im „Zelt“, mit dem Heiland reden und wie die Apostel auf Berg Tabor sagen: „Meister, hier ist gut sein!“ Die Nähe des Herrn konnten wir vor allem im Heiligtum erfahren, aber auch in den Räumen des Hauses und in der Kapelle vor dem Allerheiligsten. Nach jeder Gebetszeit oder gemeinsamen Überlegung erhielten die Teilnehmer schriftlich Anregungen zur persönlichen Besinnung, was positiv zur Gebetsatmosphäre und innerlichen Einkehr beitrug. Eine Betrachtung, die dazu anregte, dem Heiland das Kreuz, das uns täglich begegnet, zu schenken, bereitete die Teilnehmer auf das Sakrament der Beichte vor, einem Höhepunkt des Tages.

Zum Thema des Einkehrtages trugen auch die lebendigen Zeugnisse derer bei, die sich im Liebesbündnis mit der Gottesmutter im Heiligtum senden lassen. Sie brechen auf, um Familien, Kranke in Altersheimen, zu Hause und im Krankenhaus zu besuchen. In diesem Zusammenhang wurde auch an einen Brauch von Herrn João Luiz Pozzobon, der die Kampagne des Pilgerheiligtums begann, erinnert. An einem Tag des Jahres pflegte er alle 30 Tabernakel, die es in der Stadt Santa Maria gab, zu besuchen und überall eine rote Rose vor dem Tabernakel niederzulegen und eine weiße Rose der Gottesmutter zu überreichen. Es war für ihn ein konkretes Zeichen der Einheit zwischen Jesus und Maria. An diesem Pilgertag schenkte er das Opfer, nur trockenes Brot und Wasser zu sich zu nehmen. Um dem Beispiel von Herrn Pozzobon zu folgen, besuchten die Teilnehmer des Einkehrtages vier Tabernakel und legten jeweils die Rosen nieder. Dabei beteten sie in den Anliegen der Kirche und in den persönlichen Anliegen, die sie im Herzen trugen. Eine der Teilnehmerinnen bezeugte: „Wie João Pozzobon wollen wir durch Maria zum Heiland gehen, Jesus und Maria in unserem Herzen tragen, um sie danach zu den Menschen zu bringen.“

Retiro Santa Maria TaborFotos: Azania M. Valmerate Gonçalves

So wurde langsam die „Tasche des Gebetes und der Sendung“ gefüllt mit Erinnerungen und Anregungen des Einkehrtages. Dieser Schatz, den sich jeder Teilnehmer in der Stille eroberte, wurde immer wertvoller und kostbarer. Nun kam aber der große Schrecken: Am Ende der eucharistischen Abschlussfeier wurden alle dazu eingeladen, ihren Schatz als Zeichen der Lösung, die einem echten Missionar zu eigen ist, abzugeben. Diese Bitte kostete viele Opfer für die Einzelnen. Aber wie groß war doch die Freude aller, als der Priester dann die Taschen mit den Kostbarkeiten des Tages segnete und jeder die seine erneut erhielt mit der Aufgabe, alles, was darinnen war, zu verschenken. „Es war ein großes Leid sich zu lösen, aber dann verstand ich, dass es notwendig ist, sich ganz zu verschenken und ich habe auch schon voll Freude einen Rosenkranz verschenkt“, bezeugte eine Frau.

Ein weiterer Teilnehmer beschloss den Einkehrtag mit den Worten: „Danke für die Gelegenheit, den Tag des Herrn so tief mit ihm und unserer lieben Mutter zu leben! Danke für die geschmückten Räume, den Empfang, die Dynamik, den Gebetsaustausch, für die Bereicherung durch die Referate, für das Zeugnis, für Musik und Nahrung. Es war ein Tag, an dem wir uns von der Liebe der Gottesmutter ganz umfangen fühlten. … Wie fühlt man sich hier doch so wohl! … Wir haben wahrhaftig einen ganz besonderen Tag erlebt!“

Genau so können auch wir von der Freude unter den Schwestern sprechen, die diesen Tag ermöglicht hatten. Es ist eine Freude, anderen etwas von dem spirituellen Reichtum unseres Vaters und Gründers weiterzugeben, und dabei auf die Hilfe so vieler Mitarbeiter im Liebesbündnis zählen zu dürfen, die uns als Freiwillige im Bewegungshaus unterstützen. Wir sind eine Familie. Wir sind die Familie unseres Vaters!