14.12.2023

Exotin – aber glücklich

Christine Cüppers
Deutschland

„Das Beste in mir zum Blühen bringen.“

Der Glaube habe „das Beste in mir zum Blühen gebracht“. Das ist ein Grund, weshalb Schwester M. Theresita Rutzmoser von Herzen dankbar ist. Seit einem Jahr absolviert die Schönstätter Marienschwester ein Duales Studium beim Bischöflichen Generalvikariat im Bistum Trier.

Die Schönstatt-Bewegung hat M. Theresita Rutzmoser in jungen Jahren in ihrer Heimat in der Nähe von München kennengelernt. „In der Schönstatt-Jugend war ich schon mit neun Jahren aktiv bei Freizeiten und später dann als Gruppenleiterin. Dabei habe ich gemerkt, dass der Glauben das Leben und die Persönlichkeit bereichert“, erzählt die 35-Jährige im Gespräch mit dem „Paulinus“, der Wochenzeitung im Bistum Trier.

Aufgewachsen in einer „gut katholischen Familie“, bezeichneten Bekannte ihren Werdegang oft als „klassisch“. Für sie selbst aber sei der Lebensweg keineswegs vorgezeichnet gewesen. „Ja, klar, das war ja abzusehen“ habe sie vielfach gehört, als sie, die seit zwölf Jahren Mitglied der Schwesterngemeinschaft ist, vor vier Jahren ihr „ewiges Versprechen“ ablegte. „Anders als in Orden, gibt es in unserem Säkularinstitut keine Gelübde. Wir binden uns über einen Vertrag an die Gemeinschaft“, erklärt Schwester M. Theresita.

Prägende Zeit in Chile erlebt

Besonders prägend sei ihre Zeit bei Schönstatt-Schwestern in Chile gewesen. „Mit einer Freundin war ich nach dem Abitur für siebeneinhalb Monate dort. Wir mussten gefühlt ständig putzen, und sind doch die glücklichsten Menschen der Welt gewesen“, erinnert sie sich lachend. Von den Schwestern sei eine beeindruckende und ansteckende innere Freude ausgegangen. Den beiden jungen Frauen aus Deutschland hätten sie menschliche Wärme und das tiefe Gefühl des Angenommenseins entgegengebracht. „Diese positive Erfahrung hat den Boden bereitet, dass ich mich für die Gotteserfahrung öffnen konnte. Um die Liebe Gottes erkennen zu können, braucht es eben die menschliche Liebe“, sagt Rutzmoser.

Nach der Rückkehr aus Chile habe sie intensiv über ihren weiteren Lebensweg nachgedacht. „Ich wollte meinen Traummann kennenlernen und eine Familie gründen“, erzählt die junge Frau, die vor allem durch ihre strahlenden Augen auffällt. Weil sie sich für Menschen interessiere, habe sie Psychologie studiert. Ein Fach, das sie faszinierte und ihr auch gelegen habe. „Gegen Ende des Studiums aber wurde die Frage: ,Das soll es jetzt gewesen sein?‘ immer drängender.“ Gleichzeitig habe sie eine innere Unruhe verspürt. „Da war der Gedanke: Gott will, dass ich Marienschwester werde“, blickt Schwester M. Theresita zurück. Und sie weiß noch sehr genau, wie schwierig ihre Auseinandersetzung mit der persönlichen Zukunftsfrage war, welch inneren Kampf sie geführt hat. Mit dem Eintritt in die Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern zog sie von Bayern ins Bistum Trier nach Vallendar, an den Ausgangsort der Bewegung mit dem Urheiligtum.

„Der größte Schritt war das Loslassens von den Eltern“,

sagt Schwester M. Theresita rückblickend. Spätestens da sei auch ihre Familie emotional gefordert gewesen, gibt die Jüngste von vier Geschwistern zu. Als vor allem die Eltern aber bei Besuchen am Rhein merkten, „dass ich glücklich und am richtigen Platz bin, waren alle beruhigt“. Zunächst habe sie in der Hauswirtschaft gearbeitet, „um überhaupt mal anzukommen“. Bald wurde sie für die Jugendarbeit eingesetzt. Und dann stand für Schwester M. Theresita die Frage an, in welchem Bereich sie künftig tätig sein wolle. „Weil ja nicht jeder gleich ,Hier‘ schreit, wenn es um Zahlen geht, ich dafür aber eine Leidenschaft habe, sind wir auf Betriebswirtschaftslehre gekommen.“ Wissen, das gerade in einer religiösen Gemeinschaft angesichts der Herausforderungen der Zeit gebraucht wird. Bei der Suche nach einem geeigneten Studienort rückte das Angebot des Bistums für ein vierjähriges Duales Studium Betriebswirtschaft in den Blick. So machte sich Schwester M. Theresita auf den Weg nach Trier und begann im August 2022 ihre Ausbildung.

Auf das Evangelium als Kern besinnen

Das erste Jahr, so erklärt sie, war ein Praxisjahr zusammen mit Berufsschülern und angehenden Kaufleuten für Büromanagement in verschiedenen Bereichen des Bischöflichen Generalvikariats, darunter auch drei Monate in der Stabsstelle Kommunikation. „Das war sehr spannend, weil ich an der neu entstehenden Webseite mitarbeiten durfte. Niemals hätte ich vorher gedacht, Freude an Internetarbeit haben zu können.“ Im Oktober hat Schwester M. Theresita nun das zweite Jahr begonnen, dessen Schwerpunkt auf dem Hochschulstudium liegt. Es gibt aber auch immer wieder Praxisphasen im Generalvikariat, beim Caritasverband und bei den Bischöflichen Weingütern.

„Allein wegen meines Alters bin ich natürlich unter den Studierenden und in den Praktika eine Exotin“, ist sich die 35-Jährige bewusst. Hin und wieder fühlten sich Mitmenschen durch die Marienschwester sogar etwas provoziert, obwohl sie meist gar nicht in der dunkelblauen Tracht unterwegs sei. Andere würden ihr erzählen, dass sie „auch mal Messdiener waren“ oder „früher gläubig gewesen“ sind. Oft wunderten sich Gesprächspartner einfach nur, jemandem zu begegnen, „der an Gott glaubt, katholisch, und dann auch noch glücklich ist“.

Ihr Bachelor-Studium dauert bis 2026. So lange wird Schwester M. Theresita in Trier wohnen. Danach, so der Plan, wird sie mit ihrem Wissen der Gemeinschaft dienen und ihren Beitrag leisten, die Kommunität auf gute Wege in die Zukunft zu führen. Insgesamt wünsche sie sich, „dass wir als Kirche, als Glaubende wesentlicher werden, uns mehr auf das Evangelium als unseren Kern besinnen“. Obwohl es in der Kirche manches gebe, was sie ärgere und nicht kalt lasse, sei sie glücklich und dankbar, die „schwerste und beste Entscheidung“ getroffen und ihr Leben als Schönstätter Marienschwester in den Dienst der Frohen Botschaft gestellt zu haben.

Mit freundlicher Genehmigung aus: „Paulinus“, Nr. 49, 3. Dezember 2023, S. 11
Fotos: Christine Cüppers; Ivette Scherer