04.12.2023

Korbiniansfest im Erzbistum München und Freising

Sr. M. Elinor Grimm
Deutschland

ein besonderes Erlebnis
zu Beginn des Jubiläumsjahres

Von einer Mitschwester wusste ich, dass der Diözesanpatron der Erzdiözese München und Freising, der heilige Korbinian, immer im November groß gefeiert wird, unter anderem mit einer Jugendwallfahrt. Im Jahr 2024 sind es 1300 Jahre seit der Ankunft des Heiligen in Freising. Dazu wird es in diesem Jubiläumsjahr 2024 verschiedene Angebote geben unter dem Motto: „glauben leben“.

Zur Eröffnung des Jubiläumsjahres am 25.11.2023 wollte ich gerne dabei sein. Tatsächlich konnte ich erstmals am Korbiniansfest teilnehmen und dort auch meine beiden Mitschwestern aus München treffen; sie waren dort beim Adventsmarkt engagiert.

Von weitem schon grüßen die Domtürme. Viele Menschen strömten den Domberg hinauf. Ich fand auf der rechten Empore noch einen Platz und hatte so direkten Blick zu Orgel, Chor, Bläsern, Pauke – wunderbar! Beeindruckend war der lange, würdige Einzug der Priester. Die Gestaltung des Gottesdienstes war abwechslungsreich: Sowohl lateinische Gesänge als auch moderne Lieder und Volksgesang.

Kardinal Reinhard Marx führte in seiner Predigt aus, dass wir entsprechend dem Jubiläumsmotto „glauben leben“ besonderen Wert auf die Sakramente legen möchten, vor allem auf die Taufe. Deshalb war eine feierliche Tauferneuerung wie in der Osternacht. Danach teilte der Weihbischof Weihwasser aus.

Kardinal Marx betonte, dass die Taufe wie ein Schlüssel sei, der uns die Türe zum Glauben öffnet. Das ist ein Geschenk, durchgehen durch diese Tür müssen wir selbst! Der Gottesdienst war so frohmachend und hoffnungsvoll. „Die Ernte ist groß“, rief uns der Kardinal zu. Wir sollten nicht jammern, sondern auf das Jesus-Wort vertrauen und um Arbeiter bitten.

Mein Blick fiel auf die Fahnenabordnungen: Ist da nicht unser Marienbild, die „MTA“ neben der Kolpingsfahne? Inzwischen habe ich erfahren, dass tatsächlich auf der Fahne des „Katholischen Deutschen Frauenbundes Freising“ die Dreimal Wunderbare Mutter abgebildet ist. Nachmittags waren auch viele Familien mit Kindern gekommen zur Kindersegnung. Für die Kleinen gab es im Diözesanmuseum ein schönes Angebot: Krippchen Basteln.

Im Foyer war ein besonderer Adventsmarkt. Verschiedene Wohltätigkeitseinrichtungen hatten Stände aufgebaut, z.B. ein Kinderhospiz, „Paper of peace“ – ein Kunstprojekt für Migranten.

Auch unsere beiden Münchener Schwestern waren dort vertreten. Bei ihnen waren am meisten nachgefragt die selbstgebackenen Plätzchen und gestrickten Socken!

Eine Kollegin in Dachau hatte mir vor kurzem erzählt, wie schön die neue Ausstellung im Diözesanmuseum sei. Zufällig konnte ich mich dort noch einer Führung anschließen. – Der Referent kannte mich sogar von Dachau her, wie sich herausstellte; früher machte er dort auch Führungen, wie er mir sagte. Es war spannend, ihm zuzuhören.

Im ersten Stock kann man auf einem Rundweg Kunstwerke betrachten zum großen Geheimnis der Menschwerdung Gottes: Gemälde, Figuren, die geschnitzte Haustüre vom Wohnhaus der beiden Bildhauer in München, der Assam Brüder. Es war für mich beeindruckend, wie der Herr mit einfachen Worten manche Details erklärte, dass die Zuhörer es verstehen konnten ob sie gläubig waren oder nicht.

Ein Beispiel: An manchen Gemälden ist keine Signatur. Bis zu einer bestimmten Zeit (Dürer), sei es nicht üblich gewesen, den Namen dazu zu schreiben. Es gehörte zur Demut des Künstlers, ihn nicht zu nennen – nur auf der Rechnung! Er sollte bedenken: Seine Fähigkeiten sind Geschenk Gottes!
Der Herr machte aufmerksam, wie schwierig und teuer es gewesen sein muss, besondere Farben zu bekommen! Künstler mussten mit ihrem Schaffen ihre Familie ernähren! Es gab Konkurrenz. Die reichen Herrscher äußerten ihre Wünsche, waren wählerisch. Doch so entstanden viele schöne Kunstwerke.

Die einfachen Menschen damals konnten keine langen Reisen unternehmen. Sie hatten nur vor Ort Gelegenheit, Kunst aufzunehmen. So versteht man, dass z.B. Kirchen reichlich ausgeschmückt wurden. In bestimmten Zeiten wollte man zum Beispiel den Himmel besonders nahebringen, nach den vielen Kriegen Hoffnung vermitteln, den Blick nach oben lenken!

Sehr schön hat der Referent eine kleine Immakulatstatue erklärt. Ich war gespannt, was er da sagen würde. Es war beeindruckend, mit welch einfachen Worten er dieses Glaubensgeheimnis vermittelte. Die kleine kostbare Figur steht bewusst vor einem Fenster mit Blick zum Himmel. Wir sollten den Faltenwurf beachten, die Haltung der Hände und Finger, jedes Detail sei genau überlegt, um Unberührtheit, Schönheit, Grazie zu vermitteln. Wie lange muss der Künstler, Ignaz Günther, wohl daran gearbeitet haben!

In einem anderen Raum machte er auf zwei kleine Putten aufmerksam. Der eine sei sein Lieblingsengel! Er würde wunderbar die Leichtigkeit des ewigen Lebens vermitteln, so wie er „fliegt“ – lächelnd, unbeschwert – sogar die Frisur trägt dazu bei. Ich hätte lachen können: Er hat einen kleinen Dutt mit Schwänzchen – hochmodern!

An der Wand der einzelnen Abteilungen steht meist ein kurzer, prägnanter Text. Jeder kann ihn verstehen oder wird zum Nachdenken angeregt.

Ich dachte, für das „Dachau-Jugend-Projekt“ könnte ich mir das Diözesanmuseum in Freising als ein spannendes Alternativangebot vorstellen. Spurensuche! P. Albert Eise SAC, – auch Häftling in Dachau – war als junger Priester hier tätig. P. Kentenich war nach seiner Entlassung aus Dachau etwa eine Woche hier in Freising. Im Vinzentinum in Freising gab es damals Begegnungen mit der Schönstattbewegung, auch mit der Mädchenjugend. Das bekannte Foto von P. Kentenich ohne Bart wurde hier in Freising aufgenommen.

Die Jugendliche Josefa Mack machte sich damals von Freising aus eineinhalb Jahre lang auf den gefährlichen Weg zum KZ Dachau, um Lebensmittel, Post usw. zu überbringen, besonders für geistliche Häftlinge, vor allem für die polnischen Priester.
Für die geheime Priesterweihe von Karl Leisner am 17.12.1944 hat sie die nötigen Dinge ins Lager geschmuggelt. Sie wurde nie entdeckt!

mehr Informationen: https://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/kurzbiografie/kurzbiografie-imma-mack/
https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Imma_Mack)
und:  Warum ich Azaleen liebe. Erinnerungen an meine Fahrten zur Plantage des Konzentrationslagers Dachau von Mai 1944 bis April 1945, EOS-Verlag, St. Ottilien, 11. Auflage 2008, ISBN 978-3-88096-750-2)