16.05.2023

Fünf Jahre
La Nazarena – 02

Sr. María Asunción Girado
Buenos Aires, Argentinien

 Sr. María del Carmen (Direktorin), Sonia (Koordinatorin) und Facundo (Verantwortlicher für institutionelle Beziehungen) sind derzeit für das Tagesgeschäft von La Nazarena verantwortlich. Wir haben sie befragt:

  • Was unterscheidet La Nazarena von anderen Zentren?

Viele Menschen, die uns besuchen, sagen, dass sie so etwas noch nie gesehen haben.

La Nazarena ist nicht nur ein Ort des Schutzes, sondern auch ein Ort der Bildung und Ermutigung für Kinder, Erwachsene und ganze Familien. Darüber hinaus bieten wir Unterstützung an auf der Basis von Spiritualität und Empathie. Das unterscheidet uns. Das Wichtigste ist die Anwesenheit Marias, sie prägt die Atmosphäre und das spürt jeder, der hereinkommt. Sie ist es, die jeden, der nach La Nazarena kommt, für sich gewinnt. La Nazarena, das sind nicht nur diese Mauern, das ist die Verbindung und die Verbundenheit, die wir mit dem Heiligtum von Neu-Schönstatt haben.

Auf der anderen Seite ist La Nazarena ein offenes Zentrum für alle Altersgruppen. Für viele Menschen, die einen Kurs oder eine Ausbildung machen wollen, ist das Alter oft ein Hindernis, sei es, um einen Kurs zu absolvieren oder die Schule abzuschließen. In La Nazarena kann jeder das finden, was er sucht, unabhängig von seinem Alter.

Schließlich ist Teamarbeit für uns in La Nazarena sehr wichtig. Wir können nichts allein machen. Deshalb versuchen wir in allen Bereichen – Bildung, Gesundheit, Arbeit – mit Stiftungen zusammenzuarbeiten. Im Gesundheitsbereich arbeiten wir mit öffentlichen Krankenhäusern und mit unserem Sanatorium Mater Dei zusammen und im Bildungsbereich mit dem Entwicklungsministerium und der Stiftung Educando, die mit ihren Berufsausbildungskursen auch im Bereich Arbeit einen wichtigen Beitrag leistet. Wir bemühen uns um eine persönlichere Beziehung zu unseren Spendern und freiwilligen Helfern und arbeiten mit der Pastoral des Heiligtums zusammen.

Die Mission von La Nazarena ist es, Bedürftige aufzunehmen, zu erziehen und zu ermutigen, im Bündnis mit Maria ihr Leben zu verändern. Haben Sie in diesen fünf Jahren eine Veränderung bei den Familien gesehen, die La Nazarena besuchen? Haben Sie gesehen, dass diese Mission erfüllt oder verwirklicht wurde?  

Einige Besucher des Zentrums sagen, dass La Nazarena sie gelehrt hat, daran zu glauben, dass sie wirklich vorankommen können. Und das ist schon ein großer Erfolg. Einige Nachbarn haben festgestellt, dass sich die Nachbarschaft durch La Nazarena verändert hat, weil zum Beispiel die Kinder, die früher schreiend und mit bösen Worten vorbeigingen, jetzt lächeln und winken. Das alles zeigt, dass es Veränderungen gegeben hat. Wie bei jedem Prozess ist zu erwarten, dass einige Familien noch einen langen Weg vor sich haben, dass sie sich noch unsicher fühlen und noch mehr Unterstützung brauchen, um ihr Leben zu verändern.

Dass wir mit La Nazarena auf einem guten Weg sind, spiegelt sich auch bei den Erwachsenen wider. Viele von ihnen haben eine Arbeit gefunden, ein eigenes Unternehmen gegründet oder ein Studium aufgenommen. Auf diese Weise konnten sich viele Familien durch unsere Begleitung und Unterstützung weiterentwickeln und müssen heute nicht mehr jeden Tag ins Zentrum kommen.

  • Welche Projekte konnten Sie in diesen fünf Jahren realisieren?

In La Nazarena geht es uns nicht zuerst um kurzfristige Lösungsansätze, sondern wir versuchen, dass jedes Projekt eine Langzeitwirkung hat. Dabei ist jedes Projekt Teil von etwas Größerem und wir arbeiten mit einem ganzheitlichen Ansatz. Bei unseren Überlegungen und Planungen fragen wir nach den Ursprüngen, denn in jedem von uns steckt der Wunsch, ihnen treu zu bleiben. Die Ursprünge dieses Ortes finden sich bei den Schwestern, die nach Florencio Varela kamen und die im Haus der Familie des Vaters arbeiteten, kurz: in unserer Geschichte.

Ein konkretes Beispiel für ein Projekt, das begonnen wurde und heute, wie wir sagen können, gut entwickelt ist, ist unser Angebot für Kinder im Kleinkindalter (EPI). Zu Beginn hatten wir dieses Angebot nicht, mussten aber bald erkennen, dass es hier einen konkreten Bedarf gibt. So ist es uns gelungen, für diese Altersgruppe ein Projekt zu entwickeln. Heute ist jeder, der uns besucht, beeindruckt von diesem Angebot: Kinder im Alter von 45 Tagen bis 5 Jahren werden in drei Gruppenräumen betreut und können durch Anregung und Spiel in einer unterstützenden und einfühlsamen Umgebung lernen.

  • Hat sich La Nazarena in diesen fünf Jahren in irgendeiner Weise verändert (Struktur, Organisation, etc.)?

Ja, vor allem, was die Organisation betrifft. Letztes Jahr haben wir es geschafft, das Organigramm von La Nazarena zu erstellen. Wie bei vielen neuen Projekten und Initiativen haben am Anfang alle alles gemacht. Mit der Zeit und fortschreitender Entwicklung wurden eine bessere Organisation und klarere Strukturen notwendig. Am Anfang schufen wir Raum für das Leben, um die Bedürfnisse und die verschiedenen Bereiche zu erkennen, um Erfahrungen zu sammeln usw. Im letzten Jahr sahen wir, dass es an der Zeit war, all das Leben, das entstanden war, zu ordnen. Es war sehr hilfreich für uns zu verstehen, dass wir die Prozesse institutionalisieren müssen, wenn wir wollen, dass La Nazarena weiterwächst. Es hat uns auch geholfen, besser als Team zu arbeiten, definierte Rollen zu haben, so dass jeder seine Rolle und seinen Platz kennt, und es hat uns gleichzeitig ermöglicht, koordinierter zu arbeiten. Wir haben erkannt, dass alles in La Nazarena besser funktioniert, wenn diese Organisation die Grundlage bildet.

Gleichzeitig haben wir neue Räumlichkeiten gebaut, um unseren Dienst an der Gemeinschaft zu optimieren und die Quantität und Qualität unserer Aktivitäten zu steigern.

  • Haben Sie einen „Führungsstil”?

Ja, unser Führungsstil ist familiär. In La Nazarena streben wir eine Harmonie zwischen Entschlossenheit, Anspruch, Herzlichkeit und Gastfreundschaft an, gepaart mit einer Selbstbestimmung, die es jedem ermöglicht, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Unser Wunsch ist es, dass jeder, der nach La Nazarena kommt, sich als Teil einer Familie fühlt und weiß, dass er dazugehört. Wir möchten, dass alle hier Zuneigung und Nähe finden und einen Ort, der ihnen andere Perspektiven bietet, als sie es vielleicht gewohnt sind. Eine gesundheitsfördernde, saubere und fröhliche Umgebung ist heilsam und vermittelt die Überzeugung, dass es möglich ist, sich jeden Tag zu verbessern und mit kleinen Schritten große Ziele zu erreichen.

Abschließend noch zwei persönliche Fragen:

  • Was bedeutet es für Sie, jeden Tag nach La Nazarena zu kommen und anderen zu helfen, „Wegbereiter für eine Veränderung im Leben im Bündnis mit Maria” zu sein?

Für uns ist es ein Geschenk und eine große Freude, jeden Tag die Möglichkeit zu haben, das Leben der am meisten gefährdeten Familien zu verändern – durch La Nazarena, eine Gabe Gottes an uns. Viele der Familien und Personen, die das Zentrum besuchen, denken oder glauben, meist kulturell bedingt, dass sie keine andere Zukunft haben als die, die sie umgibt oder die sie kennen. Deshalb kommen wir nach La Nazarena und helfen ihnen, wo wir können, die Lebenswirklichkeiten in den drei Schwerpunktbereichen – Erziehung, Gesundheit und Arbeit – neu zu gestalten und ihnen Fähigkeiten zu vermitteln, ihre Realitäten selbst zu verändern.

In La Nazarena können wir ihnen auch eine Erfahrung von Zugehörigkeit schenken, vor allem durch Gott und durch Maria. Sie können einen sicheren Ort finden, an dem sie beheimatet sind, und können diese Erfahrung an andere weitergeben.

  • Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass „La Nazarena” Sie selbst während Ihrer Zeit hier verändert hat?

Ja, auf jeden Fall! Wir merken, dass wir heute nicht mehr dieselben sind, die wir waren, als wir hier angefangen haben. Wir können das in allen Bereichen und Aspekten unseres Lebens sehen und erleben: in der Ausbildung und der beruflichen Weiterbildung, die wir erhalten haben; im Verständnis und der Wertschätzung für andere; im Verstehen und Begleiten der konkreten Realitäten der Menschen, die das Zentrum besuchen, und in der Fähigkeit, einen umfassenderen Blick auf diese verschiedenen Lebenswirklichkeiten zu werfen. Ja, La Nazarena hat definitiv unser Leben und unsere Sicht auf das Leben verändert!

Wir sind Maria, der Frau aus Nazareth, sehr dankbar für alles, was sie in nur fünf Jahren hier gewirkt hat. Sie ist zweifellos diejenige, die die Herzen erobert und an sich zieht, und von diesem Ort aus will sie die Welt erneuern.

Im Rahmen des Interviews fragten wir Esteban, wofür er La Nazarena zum fünften Geburtstag danken und was er dem Zentrum wünschen würde:

Wofür soll ich danken? Für alles. Für all die Momente, die ich hier verbracht habe, für all die Menschen, die ich getroffen habe, für all das, was ich bekommen habe. (Er fährt nachdenklich fort:) Und was wünsche ich La Nazarena? Dass Sie so weitermachen wie bisher, dass immer mehr Familien kommen, dass die Arbeit, die hier geleistet wird, immer bekannter wird. Wachstum und alles Gute – das wünsche ich.

Am 19. März feierte das Zentrum La Nazarena sein fünfjähriges Bestehen mit zahlreichen Gästen, darunter Mons. Eduardo Redondo, Weihbischof der Diözese Quilmes, der die Eucharistiefeier leitete und anschließend mit allen Teilnehmern ein fröhliches und schönes Fest feierte.