01.06.2021

„Frag die Tiere …“ – 04

Schw. M. Monika März

Das Heimweh der Schildkröte

Wer kennt nicht das Heimweh?

Wenn ich zum Beispiel erstmals aus dem Elternhaus ausziehe und alleine wohne;
wenn ich im fremden Land mit ganz anderer Kultur leben muss;
wenn ich mich ausgegrenzt fühle;
wenn Rituale und Gebräuche so anders sind, als ich es gewohnt bin;
wenn ich weit weg bin von einem geliebten Menschen …

Heimweh – woher kommt es? Wie äußert es sich?

Pater Kentenich hat es den Familien in USA so erklärt:

„Was ist das für ein Lied, das auf dem Grund der Seele schlummert und das immer wieder neu gesungen werden möchte und immer wieder neu erklingen möchte? Das ist das Heimweh nach Gott. Es ist an sich so, zutiefst steckt das Heimweh in uns.

Da wird erzählt von einer Schildkröte. Die hatte man weit, weit draußen im Ozean gefangen und wollte sie nach Irland bringen. Man hat es auch getan. Aber dann merkte man unterwegs, das Tier wurde krank. Da hat man dann überlegt: Was mag dem armen Tier wohl fehlen? Was sollte man tun? Da meinte schließlich jemand: Das arme Tier, das hat sicher Heimweh. Ja, was machen wir deswegen? Wir wollen ihm die Freiheit wiedergeben. Man hat ihm ein rotes Kreuz eingebrannt und es dann ins Meer geworfen. Nach einem Jahr hat man es wiedergefunden – an dem Platze, wo man es gefangen hatte.

Was will ich damit sagen? Ich will umschreiben, was ich unter Heimweh verstehe. … Immer die geheime Sehnsucht nach unserem Herrgott, nach dem Letzten, nach dem Unendlichen. Heimweh, was heißt Heim-weh nach Gott? Das setzt eben den stillen Glauben voraus: Wir kommen von Gott, und hier auf der Erde sind wir ja nur Wanderer. Wohin will die Seele wieder? Zu dem Orte, von dem sie ausgegangen ist, zu Gott. Heimweh nach Gott. …

Unsere Mitschwester M. Hildemara Kob musste als junge Schwester wegen Lungentuberkulose für längere Zeit beurlaubt werden. Der Abschied vom Ort Schönstatt wurde ihr sehr schwer. Sie sagte Pater Kentenich, sie habe in IHM die Heimat gefunden, nach der sie sich immer sehnte. Nun müsse sie diese Heimat verlassen. Pater Kentenich antwortete eindringlich: „Diese Heimat bleibt Ihnen.“ So meisterte sie die Jahre der Trennung von Schönstatt. Den Kontakt zu Pater Kentenich ließ sie aber nie abbrechen.

Was hilft uns, das Heimweh zu überwinden?

Das ist das Geborgensein im Herzen eines Menschen als Symbol für das Aufgehobensein in Gott.
Und wir können selber etwas dazu beitragen, um die große Sehnsucht zu stillen, wie Pater Kentenich sagt:

„Gott sei Dank kann man das Heimweh nach Gott auch hier auf Erden, wenigstens bis zu einem gewissen Grade, befriedigen. … Was heißt das?  …
Alles gottbezogen sehen – ob ich esse oder trinke, ob ich mich freue oder traurig bin. Immer mit beiden Füßen auf dem Boden stehen und mit dem Herzen bei Gott sein.“ (Am Montagabend, Bd.10; S. 121ff.)