08.04.2021

Schwester Maria José do Amaral

Sr. M. Angela Zam
Brasilien

Mein Name ist Sr. M. Angela Zam und ich gehöre seit 33 Jahren zum Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern. Ich möchte über eine Mitschwester sprechen, die schon lange vor meinem Eintritt in das Institut mein Leben und das vieler anderer Menschen geprägt hat:

Schwester Maria José do Amaral

Schwester Maria José wurde am 27. Juli 1930 im Landesinnern von Cruz Alta, Südbrasilien, geboren und starb am 18. Dezember 2000. Sie kehrte um 20 Uhr heim zu Gott-Vater, genau zu der Uhrzeit, als die Bündnismesse in Santa Maria begann. An der Eucharistiefeier nahmen sehr viele Wallfahrer teil, die Sr. Maria José monatelang an diesem Tag beim Taborheiligtum zu empfangen pflegte. Als am Ende der Bündnisfeier mit der Erneuerung des Liebesbündnisses ihr Sarg in der Taborkapelle aufgebahrt wurde, wurden auch die weihnachtlichen Lichter, die am Dach und an den Wänden des Heiligtums angebracht waren, angeschaltet. Es schien wie ein Gruß Gottes, den sie so sehr liebte und für den sie sich vom Heiligtum aus einsetzte.

Ich habe die Marienschwestern mit sechs Jahren in meinem Heimatort, im Landesinnern der Gemeinde Independência, kennengelernt. Von der ersten Begegnung an begeisterte ich mich für die Tracht der Schwestern und auch für den Gründer, Pater Josef Kentenich.

Sr. Maria José arbeitete in unserer Pfarrei, wo sie als externe Schwester lebte. Sie war die Koordinatorin der Katechese und half in allen pastoralen Aktivitäten. Wir lernten sie als einen Menschen mit einem tiefen Gebetsleben kennen. Es war schön zu sehen, wie sie mit dem Pfarrer in unsere Gemeinde kam und sich als erstes vor dem Tabernakel hinkniete, um den Heiland zu begrüßen. Später, als ich schon Marienschwester war, erfuhr ich, dass sie es zu ihrem Brauch gemacht hatte, den Tag als externe Schwester mit einer Stunde Anbetung in der Kapelle ihrer Wohnung zu beginnen. Sechs Jahre lang gehörte sie auch den Anbetungsschwestern des Institutes an.

Sr. Maria José vereinte in ihrer Person zwei Pole: einen starken apostolischen Impuls und ein tiefes Gebetsleben. 1996 hatte ich Gelegenheit mit ihr beim Heiligtum in Santa Cruz do Sul zusammenzuleben. Sie betete viel, war aber auch ein großer Apostel. Viele Menschen empfing sie und führte sie zum Heiligtum. In Santa Cruz do Sul und auch in Santa Maria, wo sie für den Empfang der Pilger beim Taborheiligtum verantwortlich war, war sie Vertrauensperson und Ratgeberin für viele Menschen, die sich heute noch gerne an sie erinnern.

Die Schwestern erzählten, wie sie – trotz der weiten Entfernung zur Gemeinschaft – den Kontakt mit dem Heiligtum und auch mit den Schwestern pflegte, denen sie regelmäßig Briefe schrieb – es gab ja zu der Zeit noch kein Internet. Ganz bewusst bemühte sich Sr. Maria José, einen marianischen Lebensstil auszuprägen, wie es die Marienschwestern erstreben, und war besonders auf kleine Dinge bedacht, wie zum Beispiel das Bild der Gottesmutter mit einem schönen Blumengesteck zu schmücken, vor allem an Marienfesten.

Bei ihrem apostolischen Wirken legte sie viel Gewicht auf die Berufungspastoral. An erster Stelle tat sie es durch ihr Sein, das Kinder und Jugendliche anzog und begeisterte. Aber sie bemühte sich auch, die Mädchen aus dem Landesinnern zu Berufungstreffen nach Santa Maria zu bringen. Selbst den Mädchen, die einen anderen Lebensweg einschlugen, bleiben die Erlebnisse und alles, was sie bei diesen Treffen gelernt haben, im Gedächtnis.

Ein wesentliches Ereignis, das meinen Berufsweg mitentschieden hat, ist mit Sr. Maria José verbunden. Mit zehn Jahren hatte ich meine Erstkommunion, und am Tag der Vorbereitung sagte sie uns, dass wir dem Heiland drei Wünsche sagen könnten. Einer meiner Wünsche war es, den Heiland zu bitten, er solle mir die Gnade schenken ‚genau so zu werden wie die Schwester‘. Es dauerte noch einige Weile. Ich ‚kämpfte‘ sogar gegen die Idee, Schwester zu werden, aber schließlich erfüllte der Heiland meinen Wunsch.

Ich danke für alles, was diese so liebe Mitschwester nicht nur für mein Leben bedeutete, sondern auch für das Leben so vieler Familien und Personen.