04.06.2020

100 Jahre Frauenbewegung in Schönstatt – Einblicke – 04

Sr. M. Margarete Hanenberg, Schönstatt

Von innen her bewegen

Ein Gespräch von Sr. M. Linda Wegerer
mit Sr. M. Margarete Hanenberg, Schönstatt

Sr. M. Linda: Sr. M. Margarete, wir feiern 100 Jahre Frauenbewegung in Schönstatt. Und von diesen 100 Jahren hast Du genau die Hälfte miterlebt und mitgestaltet. Denn vor 50 Jahren bist Du zu Schönstatt gestoßen. Erzähle uns doch ein wenig, wie es dazu kam.

Sr. M. Margarete: Im April 1970 hat die Marienschwester, die bei uns im Ort wohnte und arbeitete, uns daheim besucht und mich gefragt, ob ich nicht in einer Schönstatt-Mädchengruppe mitmachen wollte. Ich kannte diese Gruppen durch meine jüngere Schwester. Und deshalb war meine spontane Reaktion eindeutig: „Auf gar keinen Fall will ich in eine solche Gruppe! Dieses Handarbeiten, dieses Stricken und Häkeln ist nichts für mich!“
Die Schwester ließ sich aber nicht so schnell abwimmeln und sagte: „Ich verspreche dir, dass du das nicht machen musst.“ Ich traute der Sache immer noch nicht. Dennoch ging ich am nächsten Samstag dann mal hin. Und – es war so, wie die Schwester gesagt hatte. Wir führten Gespräche über Dinge, die mir wichtig waren. Es ging um die Gestaltung des Innenlebens, wie ich heute sagen würde. Ja, und das gefiel mir richtig gut. Ab dem Zeitpunkt habe ich keine einzige Gruppenstunde mehr versäumt!
Schon zwei Jahre später leitete ich selber eine Gruppe und wurde schließlich Abteilungsträgerin der Mädchenjugend in unserer Diözese. Schönstatt war und ist für mich das große Geschenk meines Lebens!
So war es irgendwie auch nicht mehr verwunderlich, dass ich 1979 bei den Marienschwestern eingetreten bin.

Sr. M. Linda: Und – Gott sei Dank – wurdest Du dann nicht gefragt, ob Du eine Ausbildung zur Handarbeitslehrerin machen willst.

Sr. M. Margarete: Zum Glück hatte ich meine Berufswahl schon getroffen! Vor dem Eintritt habe ich schon fünf Jahre lang im Bauamt meiner Heimatstadt gearbeitet. Und das habe ich wirklich gern gemacht.

Sr. M. Linda: So ging dann auch Dein beruflicher Weg in unserer Gemeinschaft in dieser Richtung weiter. Du warst im Sekretariat unserer Schule in Borken und kamst am 20. Februar 1985 nach Schönstatt in das Sekretariat der Schönstattbewegung Frauen und Mütter. Schon wieder ein Jubiläum! 35 Jahre waren es dieses Jahr!

Sr. M. Margarete: In meinem Herzen habe ich dieses Jubiläum auch gefeiert und mich daran gefreut, denn ich mache diese Aufgabe noch immer so gerne wie am ersten Tag!

Sr. M. Linda: Was ist das Besondere an dieser Aufgabe?

Sr. M. Margarete: Es ist eine Kombination von praktischer Arbeit, verwaltungstechnischen Aufgaben und dem Kontakt zu den Frauen unserer Gemeinschaft. Alles zusammen macht mir sehr viel Freude.

Sr. M. Linda: Und was machst Du am liebsten?

Sr. M. Margarete: Von den praktischen Aufgaben ist mir der Versand unserer Zeitschrift „Begegnung“ am liebsten. Der ist zwar körperlich anstrengend und muss „unter Tage“, also im Keller stattfinden, aber der Gedanke, dass unsere Zeitschrift mit seinen schönen und guten Inhalten in die ganze Welt, in alle fünf Erdteile verschickt wird, macht mich richtig froh. Das ist für mich ein schönes Apostolat!

Sr. M. Linda: Nachdem ich selber viele Jahre mit den Frauen und Müttern gearbeitet habe, weiß ich, dass es für die Frauen wichtig ist, bei ihrem Aufenthalt in Marienland auch bei Dir im Sekretariat vorbei zu schauen, Fragen zu klären, Dinge zu erledigen und ein paar Worte mit Dir zu wechseln.

 Sr. M. Margarete: Für mich ist es auch schön, wenn ich so den einzelnen helfen kann. Ich bin kein Mensch für große Veranstaltungen, aber der Kontakt von Mensch zu Mensch ist mir wichtig. Und ich bin dankbar, dass ich diese Frauen in mich aufnehmen darf. Es beeindruckt mich, wie sehr sie ihren Glauben leben, wie tief sie mit Schönstatt verbunden sind. Und auch, wie sie ihre leitenden Aufgaben bei der Schönstattbewegung Frauen und Mütter wahrnehmen.
In ihnen leuchtet mir das Ideal der Gemeinschaft auf, lebendige Monstranz zu sein, also Christus in sich zu tragen und zu den Menschen zu bringen.

Sr. M. Linda: Sr. M. Margarete, für dieses Jubiläumsjahr war ein großer Frauenkongress geplant. Die Vorbereitungen liefen seit langem auf vollen Touren. In Deinem Büro und in allen Lagerräumen stapelten sich die Kartons mit den Materialien dafür. Als alles auf den Weg gebracht war, kam „Corona“, und der Kongress musste auf nächstes Jahr verschoben werden? Wie ist das für Dich? Bist Du frustriert?

Sr. M. Margarete: Nein, frustriert bin ich nicht. Denn der Kongress findet ja doch noch statt. Es liegen wieder 20.000 Einladungen mit dem neuen Termin bereit. Und mein Wunsch für die Frauen in diesem Jubiläumsjahr gilt dann eben noch bis 1. Mai 2021.
Ich wünsche ihnen, dass sie noch mehr die Tiefendimension ihres Lebens entdecken und dadurch gestärkt werden. Dass sie erkennen, wieviel sie schon bewegen und wie sehr sie etwas von innen her bewegen können.

Dafür bete ich und freue mich weiterhin auf jede Begegnung.