27.11.2018

Von Belmonte aus durch ganz Italien

Schw. M. Ivone Zenovello

Viele Pfarreien besitzen ein großes Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt

Interview mit Schw. M. Ivone Zenovello

Schw. M. Ivone Zenovello stammt aus Cambará/PR, Brasilien. Sie trat 1977, gleichzeitig mit Schw. M. Carmem, ihrer leiblichen Schwester, in unsere Gemeinschaft ein. Seit 1999 wirkt sie in Italien.

Schw. M. Ivone, als Du in Deiner Heimat in die Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern eintratest, ahntest Du sicher nicht, dass Du einmal ein bewegtes Leben in Europa führen wirst. Kann man sagen, dass Deine Einsatzgebiete in Brasilien schon eine Vorbereitung waren auf Dein späteres Wirken in Italien?

Ja, ohne weiteres. Ich war an verschiedenen Orten in apostolischen Aufgaben eingesetzt und konnte vielfältige Erfahrungen sammeln: am damals neu erbauten Heiligtum in Curitiba, in der Berufungspastoral, bei Familienbesuchen und Gruppenarbeit. Außerdem arbeitete ich viele Jahre in der Verwaltung: in der KiTa in Curitiba und vor allem in unserer Schule in Londrina. Im „Sekretariat Pater Kentenich“ half ich bei der Korrespondenz mit. Durch alle diese Aufgaben war ich immer nah an den Menschen.

1999 begann Dein Einsatz in Italien. Wie kam es dazu?

Der Anlass war, dass wir als Provinz Aufgaben in einem Kindergarten einer Pfarrei in Zelarino – einem Ortsteil von Venedig – übernommen haben. Ich lebte dort ein Jahr lang, lernte Italienisch und begann mit der Organisation des „Projektes Pilgerheiligtum“. Dann folgte meine Versetzung nach Cittá della Pieve in der Provinz Perugia. Dort arbeitete ich 10 Jahre lang in der Pastoral von zwei Pfarreien und weiterhin für die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter. 2009 wurde ich ganz dafür freigestellt und siedelte zum Schönstattheiligtum „Matri Ecclesiae“ nach Belmonte, Rom, um.

Ist das italienische Volk anders als das brasilianische?

Die Italiener sind ein fröhliches, gastfreundliches Volk, mit dem man schnell Freundschaft schließen kann. Sie sind sehr marianisch und offen für alles Religiöse, dabei aber auch traditionsgebunden. Viele waren zunächst einmal zurückhaltend gegenüber dem Projekt Pilgerheiligtum, weil das etwas Neues ist. Im Gegensatz dazu sind die Brasilianer offen für alles Neue, zeigen sofort große Begeisterung, sind aber nicht immer konsequent.

Du wohnst im internationalen Schönstatt-Zentrum in Belmonte. Wie würdest Du seine Bedeutung kurz ausdrücken?

In Belmonte ist ein Wallfahrtsort entstanden, an dem Pilger aus Italien und darüber hinaus aus der ganzen Welt willkommen sind. Die Gottesmutter wirkt dort als MATRI ECCLESIAE – Mutter der Kirche.

Wie sieht deine Arbeit heute konkret aus?

Vor allem bin ich für das Projekt Pilgerheiligtum in ganz Italien unterwegs. Ich besuche Diözesen, Pfarreien und Familien und halte dort Vorträge und Schulungen für die Verantwortlichen und Missionare der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter.

In Belmonte empfange ich Wallfahrer, die zum „Haus der himmlischen Mutter“ kommen, wie sie es ausdrücken. Ich arbeite mit bei der Heiligtumspastoral und bereite Gruppen auf das Liebesbündnis mit der Dreimal Wunderbaren Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt vor.

Erzähle etwas von den Pilgern, die zur „Matri Ecclesiae“ kommen.

Die Pilger aus Italien gehören zum größten Teil zu Pilgerheiligtumskreisen. Wir widmen ihnen viel Zeit, um die Gnaden des Heiligtums und seine Geschichte zu erklären. Es ist eine sehr dynamische Arbeit, alles muss nach den jeweiligen Gegebenheiten und Bedürfnissen organisiert werden. Oft werden wir überrascht, weil Gruppen unangemeldet ankommen, sicherlich wie in allen Wallfahrtsorten in der Welt. Verfügbarkeit und Aufnahmebereitschaft sind dann besonders wichtig, damit die Menschen sich wohl fühlen.

Doch natürlich gibt es auch geplante Veranstaltungen. Zum Beispiel haben wir einmal im Jahr das „Nationale Treffen“, das von einem Team von Patres, Schwestern und Schönstattgruppen vorbereitet und durchgeführt wird. Dazu sind alle eingeladen, und dabei erfolgt dann die offizielle Eröffnung des neuen Pastoraljahres mit Bekanntgabe der neuen Jahreslosung und den entsprechenden Zielen der pastoralen Arbeit.  

Gibt es auch außerhalb Roms regelmäßige Veranstaltungen?

Ja, die heiligen Messen am Bündnistag, dem 18. jeden Monats, sind in den Pfarreien sowohl in Nord- als auch in Süditalien sehr gut besucht. An vielen Orten bringen die Familien die Pilgerheiligtümer mit, damit sie neu gesegnet und ausgesandt werden. Vor der heiligen Messe bereiten sie einen Ehrenplatz für die MTA vor: Mittlerweile haben fast alle Pfarreien ein großes Bild, und dieses wird mit Blumen und farbigen Tüchern geschmückt, auch der Krug für die geistigen Gaben an die Gottesmutter, auf Zettel geschrieben, fehlt dabei nicht. An vielen Orten bewahren sie diese „Krugpost“ auf und bringen sie bei ihrem nächsten Besuch mit ins Heiligtum.

Wie nehmen die Italiener das Pilgerheiligtum heute auf?

Das Pilgerheiligtum ist in Italien inzwischen sehr verbreitet, und die Tatsache, dass ich für diese Aufgabe freigestellt bin, ermöglicht es mir, mit vielen Familien in Kontakt zu kommen. Ich erfahre, wie sie sich freuen, wenn sie manchmal auch fern der Heimat, außerhalb Italiens, ein Bild der MTA oder ein Heiligtum sehen und dann mit etwa folgenden Worten die Nachricht an Freunde und Familie schicken: Wir haben „die Madonnina“ wiedergefunden, sie besucht jetzt unsere Familie. Schön finde ich, dass sie dies als Zeichen Gottes interpretieren und dabei sagen, dass Maria eine Mutter ist, die ihre Kinder begleitet, wo immer sie sind, um sie zu schützen und zu führen.

Ich spüre auch die Freude der Menschen, wenn ich mit einem großen Pilgerheiligtum, der sogenannten Auxiliar, in Orte komme, um Familien und Gemeinden für Treffen oder Einkehrtage zu besuchen. Sie selbst organisieren alles: den Ort, an dem das Treffen stattfinden kann, die Einladungen und Hinweise, die Unterkunft der Schwester, die Mahlzeiten, wer die Schwester von einem Ort zum anderem begleitet usw. Und sie tun es mit Freude und Bereitschaft. Viele nehmen dafür sogar einen Urlaubstag! Da die Kampagne sehr gewachsen ist, ist es mir nicht mehr möglich, jeden Ort wenigstens einmal im Jahr zu besuchen, obwohl es wichtig wäre.

Du reist sogar zweimal im Jahr mit der Pilgernden Gottesmutter nach Sizilien …

Am Anfang war es tatsächlich nur zweimal im Jahr, aber inzwischen hat sich das Missionsfeld ausgeweitet, so dass manchmal bis zu zehn Besuche pro Jahr notwendig sind, denn in Sizilien gibt es die Kampagne inzwischen in zehn Diözesen! Das Volk und auch viele Priester schätzen die Präsenz der Schwester und die Wirksamkeit des Apostolates der Pilgerheiligtümer sehr.  

Erzähle uns nun noch ein Beispiel über das Wirken der Pilgermutter

Eine Mutter sagte mir, dass es in ihrer Familie immer der sechsjährige Sohn ist, der an den Tag erinnert, an dem „die Madonnina“ ankommen wird. Er sucht in den Gärten von Nachbarn oder auf dem Feld nach Blumen und bereitet den Platz für das Pilgerheiligtum vor. Dann lädt er die ganze Familie ein, zusammen davor zu beten. Nachts nimmt er es mit in sein Zimmer, damit die Gottesmutter nicht alleine ist. An dem Tag, an dem das Pilgerbild in die nächste Familie gebracht wird, geht er zuerst allein dorthin, um sich zu vergewissern, ob jemand zu Hause ist, weil er das Bild persönlich übergeben und gemeinsam beten will, damit die Gottesmutter würdig und mit Liebe aufgenommen wird. Diese Familie erhält den Besuch des Pilgerheiligtums schon längere Zeit, noch bevor der Junge geboren wurde. –

Solche Erlebnisse und die Freude der Teilnehmer lassen mich die Strapazen der vielen Reisen vergessen. Wenn Gott mich für diese Mission in Italien erwählt hat, schenkt er mir auch die nötige Kraft dafür, wie er es bei Joao Pozzobon, dem Initiator dieser Kampagne, tat.